Das Dreamteam

DreamTeam-Wenn die Pariser... 26.04.2013 298Das Theater Dreamteam ist ein Projekt von Menschen mit und „ohne“ Behinderung, das seine Stücke seit 1998 im Rahmen des Bildungszentrums am Bildungscampus Nürnberg und in Kooperation mit Noris Inklusion und dem Gostner Hoftheater der Öffentlichkeit präsentiert. Inklusion ist bei uns gängige Praxis, d.h. wir unterscheiden prinzipiell nicht zwischen „behindert“ und „nicht-behindert“. Die Gruppen Pik 14 und Chroma Omada (beides ebenfalls Inklusionsprojekte) unterstützen uns bei Kostüm- und Bühnenbild und erhalten von uns dafür ein Forum zur Präsentation der eigenen Werke.

Das (Dream-)Team besteht derzeit aus 13 aktiven SchauspielerInnen, unserem Regisseur und einigen weiteren Personen, die uns gerade bei Auftritten unterstützen. Seit 2013 ist der Kabarettist Matthias Egersdörfer Teil des Dreamteams.

DreamTeam-Wenn die Pariser... 26.04.2013 216Der besondere Charakter unserer Stücke entsteht nicht zuletzt daraus, dass Regie und Ensemble Ideen, Rollen und Story gemeinsam entwickeln. In der langjährigen Zusammenarbeit hat sich eine eigene Theaterform, mit schrägem Humor und beeindruckenden Bildern, jenseits von Betroffenheitstheater und mitleidheischender Selbstdarstellung entwickelt, wobei wir unsere Zuschauer durchaus verwirren und zum Nachdenken  anregen wollen – in erster Linie jedoch unterhalten.

Pressenotizen: Das Theater Dreamteam steht für eine „überbordende Fülle von Ideen und absurder Komik“, ist spezialisiert auf Komödien „gegen die ‚das Leben des Brian‘ ein Langweiler ist“.

 

Hier noch ein paar Textausschnitte der letzten fünf Stücken zum Nachlesen:

 

DIE WEISHEIT DER FISCHE

Richard und Fritz noch immer in inniger Umarmung.
RICHARD: Das war ein böser Scherz.
FRITZ: Ich hab mich nur verkleidet, so wie Ihr.
RICHARD: Nun, ich war auf der Flucht. Ich musste mich verkleiden.
FRITZ: Ach was? Ich trag den Hexenkittel bloß zum Spaß.
RICHARD: Ich war so lang gefangen und man ließ mich foltern, durch einen schlechten Sänger, den sie Bohlen-Dieter nannten, weil sich die Balken bogen, wenn er sang. Nun sehn ich mich nach Deiner Kunst. Komm sing mir vor, wie´s Dir erging.
FRITZ: Es kam aus der endlosen, blutigen Schlacht der edle Friedrich von Po,
er hatte nur kurz eine Pause gemacht, denn er musste dringend auf´s Clo,
zurück im Getümmel im schrecklichen Lärm, fand er seinen Herrn nicht mehr,
es fuhr ihm die Sorge ins Gedärm und ihm wurde das Herz so schwer.
So verschwand er noch einmal im Gebüsch ….
RICHARD: Du warst zweimal kacken während der Schlacht?
FRITZ: So lasst mich doch zu Ende singen, Herr.
RICHARD: Du bist nicht nur Hofnarr und Troubadour. Du bist mein Knappe und ich sitz hier nackt.
FRITZ: Dies härene Gewand steht Euch doch gut, Ihr solltet´s öfter tragen. Macht schlank.
RICHARD: Ich bin nackt! Kein Schwert! Kein Pferd! Kein Essen!
FRITZ: Keine Weiber, keine Möpse.
RICHARD: Ein Pferd, ein Pferd! Mein Königreich für ein Pferd!
FRITZ: Ihr habt kein Königreich, mein Herr.
RICHARD: Nun ist´s genug mit Deinen Späßen.
FRITZ: Schade! Kennt Ihr den von der Nonne, die im Weinberg auf einer Nacktschnecke ausrutscht.
RICHARD: Du elender Säckel!

 

DIE EISKALTE SOFIE

ACKER: Wie schön Sie es haben: In Ihrem Garten blühen die Bäume und der Amslerich singt von der Liebe, als könne er das ganze Elend dieser Welt vergessen machen.
BARON: Sie sind ein unverbesserlicher Träumer, Ackermann. Die Blüten werden in Ihrer Nase jucken und der Amslerich Ihnen auf den Kopf kacken.
 ACKER: Der ewig gleiche Pessimist und Misanthrop. Ich habe Ihnen zwei schutzbedürftige, junge Menschen mitgebracht: die Dame will ich von der Straße holen, wo sie ihr karges Brot mehr schlecht als recht verdient und das Talent des jungen Mannes fördern, damit er seinen Weg als Künstler findet. Er ist ein sehr begabter Sänger.
BARON: Ackermann, Ackermann. Sie werden nie schlauer. Eine Bordsteinschwalbe und ein bekiffter Kuckuck und Sie sehen blühende Gärten und hören singende Amseln.
ACKER: Denken Sie positiv.
BARON: Lassen Sie uns in den Garten gehen. Wir lüpfen noch einen, ich werde Schatten werfen und Sie werden diese Gästeliste hier studieren.
Er gibt ihm die Gästeliste. Ackermann liest im Hinausgehen
ACKER: Ah! Otto von Habsucht – nicht schlecht, Gloria von Tut und Tatnix – aha, Karl Theodor  zu Buttermilch – ein schneidiger Mann, Ernst August von Sachsen-Fürth – oh mein Gott, Hubertus Geiler von Säckingen – wer beschützt die Damen?, Heinz-Erdmann von Kalau-Zinkenstein, oh je, diese schlechten Witze, der König von Humoa – wer ist denn das?, Misses Pooper-Pooper – hoffentlich singt sie nicht,  aaah! Elmira von Kannste-Kniggen – eine tolle Frau; die wollte ich schon immer kennenlernen.
BARON: Sie werden, Sie werden.

 

WENN DIE PARISER PLATZEN

KÖNIG: Ach, guten Tag mein lieber Auguste. Ich wollte nur nach meiner Büste sehen.
Auguste zieht ein Tuch von einer der Statuen. Die Büste hat zwei Brüste.
KÖNIG: Mit Busen? Wieso das denn?
AUGUSTE: Der Künstler muss in die Seele des Menschen blicken, den er portraitiert.
KÖNIG: Aber ich hab doch keine Brüste.
AUGUSTE: Zwei Brüste wohnen ach in Eurer Seel´.
KÖNIG: Zwei Brüste in der Seel´? Ihr wollt mich wohl vergackeiern.
AUGUSTE: Wer soll den geilen Gockel noch vergackeiern?
KÖNIG: Canaille! Oh! Das wird ein Nachspiel haben!
AUGUSTE: Auf das Vorspiel verzichtet Ihr ja gar zu gern.
KÖNIG: Unverschämter! Das ist Rebellion!
AUGUSTE: Genau.

 

STARWASH

BIG BACCHUS: Willst Du meine Tochter?
GIOTTO: Na ja. Wenn sie so aussieht wie Du? Ich weiß nicht recht. Ist sie sehr groß?
BIG BACCHUS : Sie wird Dir gefallen.
GIOTTO: Gefallen ist wohl schon mancher, beim Versuch sie zu besteigen.
BIG BACCHUS: Versteh Eure Wortspiele nicht. Kannst Du mir erklären, warum ein gefallenes Mädchen mehr Wohlgefallen erregt, als ein gefallener Soldat?
GIOTTO: Den Gefallen tu ich Dir nicht.
BIG BACCHUS: Du bist wirklich ein Sonderling.
GIOTTO: Sonderling ? Ich bin etwas Besonderes!
oder
BIG BACCHUS: Menschen sind schwierig: nehmen ihre Gefühle wichtig und können sich doch nicht einfühlen; sagen etwas und meinen etwas anderes. Sei doch mal spontan heißt zum Beispiel: mach nicht, was Du wolltest, sondern was ich will; Kreativität heißt, mach nutzlose, schöne Dinge, während alle anderen Dinge hässlich sind; und so weiter. Ihr seltsamer Arbeitszwang, statt einfach zu tun, was notwendig ist und Vergnügen bereitet. Das absurde politische System: die Mehrheit herrscht über die Minderheit. Man reißt sich um politische Funktionen. Farfel farfel pipi!

 

ALLEIN UNTER WÜRMERN

FRED: Ach Fritz. Diese Ruhe! Diese Einsamkeit! Diese Idylle! Du verwandelst mit Deinem grünen Pfötchen dieses Fleckchen Erde in ein kleines Paradies. Irgendwie seltsam: oben blühen die Blumen, wachsen die Radieschen und unten modern die Menschen. Eine bittere Ironie.
FRITZ: Das Leben ist schön.
FRED: Das Sterben vielleicht auch. Ach, Frau Schiller. Ich hab in den Sarg gesehen …. Ihr Gatte … er hat gelächelt .. er sah zufrieden aus.
PRALINE: Ist´s wahr? Das wäre sonderbar.
FRED: Ja, ja, und Sie … Sie sind auch schon ganz bleich … haben sie nicht gerade gehustet?
PRALINE: Gehustet? Ich? Ich wüsste nicht.
FRED: Man weiß nie, was kommt. Sie sollten vorbereitet sein, vielleicht schon einen schönen Platz reservieren; dann gibt es Frühbucherrabatt. Wissen Sie, es .. ach … ich kann es nicht …. ich sag das nur, weil ich neuerdings Kundschaft anwerben soll. Ihr Mann hat übrigens nicht gelächelt.
PRALINE: Ja, ja, er war ein ernster Mann, für mich fängt jetzt das Leben an.
FRED: Ich denke alle Menschen sind ein wenig tot. Sie vielleicht auch, ohne es zu merken. Welche Art von Grabstätte würde Ihnen denn gefallen?
PRALINE: Ein Plätzchen unter einer Weide, wo frech ein Gänseblümchen steht, wo Hummeln summen, Lerchen singen und stets ein laues Lüftlein weht.
FRED: Fritz! Kriegen wir das hin?
FRITZ: Das kriegen wir hin.
FRED: Sonst noch Wünsche? Den Sarg, die Kleidung, die Frisur, der Duft? Es ist der letzte Eindruck den man hinterlässt auf dieser Welt.
PRALINE: Ich weiß nicht recht, was mir gefällt.
ALI: Ich will da unten zu rauchen, zu trinken und Heizdecke.
FRED: Ach Ali. Du hast kein Geld. Und ab morgen geht es in unserem kleinen Idyll nur noch um Geld. Ein rentabler Friedhof – wie soll das funktionieren? Seit Jahren wird gespart, seit Jahren werden wir billiger und billiger.